Rimac C_Two: Unter Strom

Mit dem C_Two gelingt Rimac Automobili ein Coup in der Szene der Hypercars.

Das Auto ist gleich auf den ersten Blick ein Volltreffer: Beschleunigungsraten, Höchstgeschwindigkeiten, Reichweiten, Design, alles überragend, und – elektrisch betrieben! Das Hypercar ist in vielerlei Hinsicht überraschend. Wer hat schon Kroatien auf dem Schirm, wenn er sich für exklusive Sportwagen begeistert? Wer hätte einem rein elektrisch betriebenen Fahrzeug solche Leistungsraten zugetraut, die sogar den amerikanischen Marktführer übertrumpfen? Nur maximal einhundertfünfzig Stück sollen vom Rimac C_Two gebaut werden, jedes angeboten zu einem stolzen Preis von über einer Million Euro. Glücklich, wer da zugreifen kann. Der Countdown läuft.

Sie haben noch nie von Sveta Nedelja gehört? Diesen Ort in Kroatien sollten Sie sich unbedingt merken – zumindest wenn Sie sich für schnelle Autos interessieren. Zwanzig Kilometer vor den Toren Zagrebs liegt hier das Werk des einzigen Automobilherstellers in der osteuropäischen Republik: Rimac Automobili – benannt nach seinem Gründer Mate Rimac, einem Geschwindigkeitsjunkie mit visionären Ideen. In seiner Firma arbeitet ein Team aus engagierten jungen Enthusiasten. Es gibt Quereinsteiger und Uniabbrecher, Garagenschrauber und Do-it-yourself-Bastler, welche die Leidenschaft für Technik und innovative Herangehensweisen verbindet. Der scheinbare Nachteil, in dieser Region ein Hochtechnologieunternehmen zu betreiben, erweist sich als Vorteil: Die meisten Kroaten haben wenig Geld und müssen deshalb lernen, Dinge selbst zu bauen, um ihre Wünsche zu erfüllen. Das ergibt ein unglaubliches Potenzial an lösungsorientiertem Wissen. Geballte Balkan-Power – jung, kreativ, unkonventionell und inzwischen vielfach ausgezeichnet.

Seit frühester Kindheit vibriert das Streben nach der höchsten Geschwindigkeit in Mate Rimacs Adern. Grenzen werden nicht einfach anerkannt, sondern wollen immer weiter ausgereizt werden. Für die Szene der Elektromobilität kann es fast als Glück bezeichnet werden, dass der Benzinmotor seines BMW E30 bei einem Rennen 2006 explodierte. Dies war sein Einstieg in den E-Bereich. 2009, mit nur 21 Jahren, gründete er sein Unternehmen und führte es auf die Erfolgsspur. Dabei war der Anfang nicht leicht. Kein Zulieferer wollte sich überhaupt mit ihm unterhalten und höchstens zu überhöhten Preisen veraltete Technik verkaufen. Also mussten er und seine Mitstreiter gezwungenermassen alles selbst entwickeln und bauen, vom Chassis über die Batterien bis zur Software. Mit Erfolg: Die Rimac-Modelle sind die schnellsten Elektroautos der Welt. Zunächst brillierte der Concept_one in internationalen Automobil-Ausstellungen, 2018 folgte der beachtliche Auftritt des C_Two auf dem Genfer Auto-Salon. Aber Tempo und aufsehenerregendes Design sind nicht das Einzige, was Rimac kann. Der kroatische Betrieb ist breit aufgestellt, arbeitet interdisziplinär und verfügt über ein grosses technisches Know-how. Die inzwischen 130 Mitarbeiter entwickeln unter anderem Batterie- und Infotainmentsysteme oder Antriebskomponenten und kooperieren mit anderen Produzenten der Branche. Jetzt ist es umgekehrt: Jetzt kommen die Automobilhersteller, darunter Porsche, Aston Martin und Jaguar, zu ihm, um innovative Technologien einzukaufen. Eine Entwicklung wie von 0 auf 100 in 1,97 Sekunden. Ein europäisches Start-up-Märchen vom Underdog zum Selfmademan.

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Website Rimac Automobili d.o.o.
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